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Stress bei Kindern und Jugendlichen

Pressemitteilung vom 14.07.11

MEERSBURG - Wie man mit Ängsten und schwierigen Situationen klar kommt, müssen Menschen von Kindesbeinen an lernen. In einem Vortrag mit anschließender Diskussion konnten sich Eltern und Lehrer jetzt informieren zum Thema „Psychische Belastungen und Stress bei Kindern und Jugendlichen heute - was können Eltern und Schule tun?“ Die Referentin der Veranstaltung war Professor Dr. Renate Schepker, Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie Ravensburg. In den Theatersaal des Droste-Hülshoff-Gymnasiums Meersburg hatten dazu eingeladen das Forum für Wissenschaft und Kultur Meersburg und der Förderverein des Droste-Hülshoff-Gymnasiums.

Zunächst gab Professor Schepker einen Überblick, was Heranwachsende verschiedener Altersgruppen als Belastung und Stress erleben und womit sie psychisch konfrontiert sind. Daraus ergäben sich Herausforderungen sowohl für Eltern als auch Pädagogen, die gelegentlich eher als „Gegner“ und weniger als Partner wahrgenommen würden. Hilfreich sei es deshalb, Kinder bereits früh stark zu machen für diese Situationen. Risikofaktoren für die seelische Entwicklung von Kindern seien etwa Entwicklungsprobleme, Über- und Unterforderung oder soziale Risiken seitens der Familie und des sonstigen Umfelds. Im internationalen Vergleich könne man für Deutschland generell von einem behüteten gesellschaftlichen Umfeld sprechen, meinte die Chefärztin. Bindung sei eine sichere Basis, um Kinder und Jugendliche zu schützen. Allem voran stünden gute Kommunikation, positives Selbstkonzept und Eltern-Kind-Beziehung, Bezugspersonen auch außerhalb der Familie, Zusammenhalt in der Familie – auch wenn sie nicht komplett ist, Verlässlichkeit und ein strukturierter Haushalt.

Für Jugendliche sei es besonders wichtig, eine unverwechselbare Identität zu haben. Dies werde erleichtert durch gute und belastbare Erwachsenen-Vorbilder. Heute würden neue Anforderungen an junge Erwachsene gestellt. Offenheit für neue Erfahrungen und Flexibilität, etwa im Beruf, seien unabdingbar. In der Familie sollte man daher Pubertät zulassen, Auseinandersetzung üben, Autonomie erlauben, aber auch Kulturtechniken lernen, wie Höflichkeit, Trinkkultur und Nichtrauchen. „Klare Rollen, Regeln und Rituale sind in der Familie, in der Schule und in der Gesellschaft ganz wichtig.“

In der Schule entwickelten sich die gesündesten Kinder in kleinen Klassen und Schulen. Eine geregelte Kooperation zwischen Eltern und Schule sei wichtig und anregungsreicher, zur Eigenaktivität anhaltender Unterricht. Dabei dürften Eltern und Pädagogen sich auch mal aufregen und vom „sanften pädagogischen Gleichmaß abweichen“. Die Professorin plädierte für ausreichend Sportunterricht, da sonst die Aggressivität auf dem Schulhof steige. Lachen halte am Besten gesund, verbessere den Blutdruck und das Immunsystem.

Nachgefragt zum Thema Alkohol meinte die Chefärztin: „Ich würde mir auch eine weniger alkoholfreundliche Gesellschaft wünschen, aber die haben wir nicht.“ Unter 18 Jahren sollten Jugendliche nicht alleine Alkohol konsumieren, auch nicht rauchen. Schepker warnte auch vor anderen Drogen. „Cannabis kann Psychosen auslösen.“ Stress durch das neue G8 spiele in der Ambulanz ihrer Klinik kaum eine Rolle. Noten müssten diskutierbar sein, aber es gelte auch, den Kindern zu vermitteln, dass es nicht immer gerecht zugehe im Leben. Computersüchte seien ihrer Ansicht nach nicht so häufig wie es in den Medien dargestellt werde. Schneller Rat und Hilfe für Kinder und Jugendliche in Problemsituationen seien in der Familie und in der Schule unabdingbar.


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